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"Die Zukunft der Massen wird somit vom guten Willen einer kleinen Elite abhängen. Vielleicht besteht dieser gute Wille ein paar Jahrzehnte lang. Doch im Falle einer Krise – etwa einer Klimakatastrophe – wäre es ziemlich verführerisch und nicht besonders schwer, die überflüssigen Menschen einfach über Bord zu werfen.

So gesehen ist das gegenwärtige populistische Ressentiment gegen «die Eliten» durchaus begründet.

Langfristig gesehen könnte ein solches Szenario die Welt sogar «entglobalisieren», wenn sich die obere Kaste in einer selbst ernannten «Zivilisation» zusammenschließt und Mauern und Gräben baut, um sich gegen die Horden der «Barbaren» draußen abzuschotten.

Vielleicht sollte man in manchen Teilen der Welt den eigenen Kindern beibringen, wie man ein Computerprogramm schreibt, während man sie woanders besser lehrt, schnell zu ziehen und sofort zu schießen.

Doch die Datenriesen verfolgen wahrscheinlich ganz andere, höhere Ziele als alle früheren Aufmerksamkeitshändler. Ihr eigentliches Geschäft besteht gar nicht darin, Anzeigen zu verkaufen. Vielmehr gelingt es ihnen, indem sie unsere Aufmerksamkeit kapern, Unmengen an Daten über uns anzuhäufen, die weitaus mehr wert sind als die Einkünfte aus Werbung. Wir sind nicht ihre Kunden – wir sind ihr Produkt.

Mittelfristig betrachtet eröffnet dieses Horten von Daten den Weg zu einem radikal anderen Geschäftsmodell, dessen erstes Opfer die Werbebranche selbst sein wird. Das neue Modell beruht darauf, Macht von Menschen auf Algorithmen zu übertragen, darunter auch die Macht, Dinge auszuwählen und zu kaufen.

Einer beliebten App mag es an einem Geschäftsmodell fehlen und sie kann kurzfristig sogar Verlust machen, doch solange sie Daten absaugt, könnte sie Milliarden wert sein.

Gegenwärtig verschenken die Menschen mit Freuden gegen kostenlose E-Mail-Dienste und lustige Katzenvideos ihr wertvollstes Vermögen – ihre persönlichen Daten. Das erinnert ein wenig an Stämme in Afrika und an die amerikanischen Ureinwohner, die unwissentlich im Austausch für bunte Perlen und billigen Schmuck ganze Länder an die europäischen Imperialisten verkauften. Sollten

angewiesen sind. Menschen und Maschinen könnten so vollständig miteinander verschmelzen, dass die Menschen gar nicht mehr überleben können, wenn die Verbindung zum Netzwerk getrennt ist.

So sehr wir die Macht großer Konzerne fürchten sollten, so sehr zeigt doch die Geschichte, dass es uns in den Händen übermächtiger Regierungen nicht unbedingt besser ergeht."

Yuval Noah Harari | „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ spannende Blickwinkel auf die Geschichte und mögliche zukünftige Entwicklungen.

"Your future depends on the goodwill of a small elite. Maybe there is goodwill for a few decades. But in a time of crisis – like climate catastrophe – it would be very tempting, and easy, to toss you overboard."

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