"Aber genau deshalb bin ich auch zutiefst davon überzeugt, dass es richtig ist, dass wir eine repräsentative Demokratie und keine plebiszitäre Demokratie haben und dass uns die repräsentative Demokratie für bestimmte Zeitabschnitte die Möglichkeit gibt, Entscheidungen zu fällen, dann innerhalb dieser Zeitabschnitte auch für diese Entscheidungen zu werben und damit Meinungen zu verändern. Wir können im Rückblick auf die Geschichte der Bundesrepublik sagen, dass all die großen Entscheidungen keine demoskopische Mehrheit hatten, als sie gefällt wurden. Die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft, die Wiederbewaffnung, die Ostverträge, der Nato-Doppelbeschluss, das Festhalten an der Einheit, die Einführung des Euro und auch die zunehmende Übernahme von Verantwortung durch die Bundeswehr in der Welt – fast alle diese Entscheidungen sind gegen die Mehrheit der Deutschen erfolgt. Erst im Nachhinein hat sich in vielen Fällen die Haltung der Deutschen verändert. Ich finde es auch vernünftig, dass sich die Bevölkerung das Ergebnis einer Maßnahme erst einmal anschaut und dann ein Urteil darüber bildet. Ich glaube, das ist Ausdruck des Primats der Politik. Und an dem sollte auch festgehalten werden."
Dr. Angela Merkel (zur Vorstellung des Allensbacher Jahrbuchs der Demoskopie "Die Berliner Republik" am 3. März 2010 in Berlin)
"But that is precisely why I am also deeply convinced that it is right that we have a representative democracy and not a plebiscitary democracy, and that representative democracy gives us the opportunity for certain periods of time to make decisions, then within these periods of time also to campaign for these decisions and thus to change opinions. Looking back at the history of the Federal Republic, we can say that all the major decisions did not have a demoscopic majority when they were made. The introduction of the social market economy, rearmament, the treaties with the East, the NATO dual decision, the adherence to unity, the introduction of the euro and also the increasing assumption of responsibility by the Bundeswehr in the world - almost all of these decisions were made against the majority of Germans. Only in retrospect did the attitude of the Germans change in many cases. I also think it's reasonable for the population to look at the outcome of a measure first and then form a judgment about it. I think that is an expression of the primacy of politics. And that should also be adhered to."
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